Nachdem ich mich knapp drei Jahre lang in erster Linie auf meine Ernährung konzentriert und Sport nur als notwendiges Übel angesehen habe, habe ich 2019 schließlich doch noch meine Liebe zum Sport entdeckt. Nicht zuletzt wegen Mirith, die ich damals als Trainerin meiner Tochter kennenlernte. Inzwischen macht sie aber auch mir Feuer unterm Hintern. Bereits im letzten Juli hatte ich euch einiges über meine persönliche Sport-Geschichte erzählt. Seit dem bin ich fleißig am Ball geblieben. Die Geräte habe ich überwiegend hinter mir gelassen. Stattdessen bin ich nun meistens im Freihantelbereich oder im Kursraum zu finden. Ich liebe es, Neues auszuprobieren und an meiner Gesundheit und meinem Körper zu arbeiten. Und als Mirith im Herbst ein neues EMS-Studio in Münster eröffnete, war ich sehr gespannt darauf, was es mit EMS auf sich hat.
Was ist EMS?
EMS steht für “Elektrische Muskelstimmulation”. Dabei kommen niederfrequente Stromimpulse zum Einsatz, die eine Kontraktion der Muskeln auslösen. Dies verstärkt die natürliche Kontraktion während des Trainings und sorgt für eine optimierte Frequentierung der Muskelfasern. Zudem ist es möglich, beim EMS auch Muskelfasern anzusprechen, die sonst nur schwer erreichbar sind. So können durch EMS beispielsweise die Schnelligkeit und die Sprungkraft verbessert und die Muskelkraft maximiert werden.
Im Reha-Bereich und in der Physiotherapie bewährt EMS sich bereits seit Jahren, denn es ermöglicht auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen, etwa durch eine Krankheit oder Verletzungen, einen Aufbau der Muskulatur. Aber auch Sportler profitieren von EMS, etwa, wenn es darum geht, das Training zu optimieren und Verspannungen zu lösen.
Wie funktioniert EMS?
Zunächst einmal: EMS passt wunderbar in den Alltag. Das Training dauert nur etwa 20 Minuten, mitbringen muss man im Grunde nichts und auch, wenn es durchaus anstrengend sein kann, kommt man nicht so sehr ins Schwitzen, dass man danach dringend duschen muss. Theoretisch kann man es also sogar mal eben in der Mittagspause machen. Ein bis zwei Einheiten pro Woche, möglichst ergänzend zum regulären Training, reichen aus.
EMS wird üblicherweise nicht zuhause, sondern in einem entsprechenden Studio durchgeführt. Dort bekommt man spezielle Wäsche, die den Stromfluss nicht behindert. Eigene Sportkleidung ist nicht notwendig. Der EMS-Anzug wird darüber angezogen. An ihm sind Elektroden befestigt, die die einzelnen Muskelgruppen ansteuern. Der Anzug wird zuvor mit Wasser angefeuchtet, um den Stromfluss zu fördern. Trainiert wird grundsätzlich mit einem Trainer. Dieser stellt die Intensität der Impulse so ein, dass der Muskel optimal angesprochen wird. Angst vor einem Stromschlag muss man nicht haben. Man spürt allenfalls ein leichtes, angenehmes Kribbeln.
Das Training selbst wird an das Ziel der trainierenden Person angepasst. Spezielle Geräte braucht es nicht unbedingt. Zwar gibt es auch Übungen, bei denen ein Gewicht zu Hilfe genommen werden kann, bei den meisten reicht es jedoch schon, mit dem eigenen Körpergewicht zu arbeiten. Selbst vermeintlich einfache Übungen, wie etwa Kniebeugen oder das Heben der Arme, kann je nach Intensität der Stromimpulse schon anstrengend genug sein.
Mein Selbstversuch
Nachdem ich über 50 Kilo abgenommen und mein Zielgewicht erreicht habe, geht es jetzt an die Feinheiten. Straffung und Muskelabbau sind mein derzeitiges Ziel. Nach einer kleinen gesundheitsbedingten Sportpause im letzten Herbst habe ich Anfang Dezember wieder mit dem Training begonnen. Drei bis fünfmal die Woche war ich im Fitnessstudio. Unterstützend dazu habe ich verstärkt auf meine Proteinzufuhr geachtet und meine tägliche Kalorienzufuhr etwas erhöht – in der Weihnachtszeit kein Problem ?. Denn ohne die nötige Energie und genügend Proteine kein Muskelaufbau. Zwischen Weihnachten und Neujahr habe ich dann zusätzlich mit EMS angefangen. Statt drei bis fünfmal die Woche war ich dann nur noch zwei bis dreimal die Woche im Fitnessstudio und einmal in der Woche war ich bei Mirith im Studio.
Vor meinem ersten EMS-Training habe ich mich der Körperanalysewaage gestellt, damit wir nach Ablauf der 6 Wochen den Fortschritt beurteilen konnten. Die Waage zeigt an, wie der Körper zusammengesetzt ist: Muskelmasse, Fettgewebe, Wasser und Knochenmasse.
Danach ging es in die Umkleide. Beim EMS trägt man ein enges T-Shirt und eine knielange Leggings. Wichtig ist dabei, dass man auch seine Unterwäsche auszieht. Diese kann den Stromfluss behindern. Darüber kommt der Anzug, der zuvor mit Wasser eingesprüht wird. Im ersten Moment fand ich es ein wenig unangenehm, den kalten, nassen Anzug anzuziehen. Spätestens, wenn das Training begann, wurde mir aber warm.
Das Training findet unter den wachsamen Augen eines Trainers bzw. einer Trainerin statt. Ein Trainer kümmert sich jeweils um ein bis maximal zwei Personen. Zunächst wird aber die Intensität des Stroms für jede einzelne Muskelgruppe eingestellt: Oberschenkel vorn, Oberschenkel hinten, Po, Bauch, Arme, Brust etc.. Dabei spürt man ein leichtes Kribbeln. Es tut absolut nicht weh und gerade am Rücken ist es sogar ausgesprochen angenehm – fast wie eine Massage. Man merkt aber auch, dass sich die Muskeln anspannen, und selbst einfachste Bewegungen, wie etwa das Knie zum Ellenbogen zu führen, werden zum Kraftakt.
Beim Training selbst haben wir verschiedene Programme ausprobiert. An der Wand hängt ein Fernseher, auf dem zu sehen ist, wie die Übungen ausgeführt und wie lange die Positionen gehalten werden müssen. Der Trainer bzw. die Trainerin korrigiert gegebenenfalls die Haltung und kann die Intensität der Intervalle während des Trainings anpassen. Für die meisten Übungen habe ich keine zusätzlichen Geräte gebraucht. Um Übungen aber etwas fordernder zu gestalten, kann man beispielsweise auch kleine Hanteln oder Kettlebells benutzen.
Zwanzig Minuten dauert das Training und obwohl ich manche Übungen schon etwas anstrengend fand, waren die meisten kein Problem. Die Zeit ist regelrecht verflogen und nach dem Training fühlte ich mich gut. Obwohl ich den Eindruck hatte, dass das Training deutlich leichter war, als mein übliches Training, hatte ich durchaus ab und zu Muskelkater danach. Allerdings ist es eine andere Art Muskelkater. Subtiler und tiefer.
Mein Fazit nach 6 Wochen EMS
Das Training macht Spaß und lässt sich problemlos in den Alltag einbauen. Es ist kurz, man braucht nichts mitzubringen und man fühlt sich danach nicht erschlagen. Zudem ist es im Grunde ein Personal Training: das Training wurde an meine Bedürfnisse angepasst und ein Trainer oder eine Trainerin sorgte dafür, dass ich die Übungen korrekt durchführte.
Spannend ist aber natürlich vor allem die Frage, was die Körperanalysewaage nach 6 Wochen angezeigt hat. Ich freue mich über ein Plus von 0,5 Kilo Muskelmasse! Als Frau mit meinem Gewicht und meinem Trainingsstand kann ich laut diversen Statistiken maximal etwa ein halbes Kilo Muskelmasse im Monat aufbauen, vorausgesetzt das Training und die Ernährung stimmen (Quelle 1 / Quelle 2). Ich bin dementsprechend sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
Da es, wie bereits erwähnt, im Grunde ein Personal Training ist, und zudem spezielle Räumlichkeiten und Gerätschaften notwendig sind, ist EMS leider nicht so billig wie eine Mitgliedschaft in der 15 €-Muckibude um die Ecke. Ich finde jedoch, dass es eine spannende Ergänzung zum üblichen Training ist. Und gerade für Menschen, für die aus gesundheitlichen Gründen “normaler” Sport nicht machbar ist, oder für Menschen, die wenig Zeit haben und dennoch etwas für ihren Körper tun möchten, ist es eine wunderbare Möglichkeit, sich sportlich zu betätigen.
Danke an dieser Stelle nochmal an Mirith und ihr Team für diese spannende Erfahrung!
Habt ihr EMS schonmal ausprobiert? Was haltet ihr davon?
