Im Juli habe ich mir erneut zwei spannende Romane aus dem Bereich Krimi / Thriller vorgenommen. Eine falsche Erwartungshaltung meinerseits führte mich zu der Frage, worin eigentlich der Unterschied zwischen einem Thriller und einem Kriminalroman besteht. Zwar gibt es durchaus auch Überschneidungen, zusammenfassend kann man jedoch sagen, dass bei einem Krimi meist eine ermittelnde Person im Fokus steht, die stets die Kontrolle behält. Ein Thriller hingegen ist oft grausamer, soll den Leser fesseln und schockieren und setzt auf einen Protagonisten, der häufig selbst in Gefahr gerät und um sein Leben oder das Leben enger Vertrauter fürchten muss. Mehr dazu könnt ihr in »diesem Artikel nachlesen.
Mind Games – Dieses Spiel wirst du verlieren von Leona Deakin
Mind Games wurde mir im hiesigen Buchladen empfohlen. Es ist der erste Thriller und der Beginn einer Serie von Leona Deakin. Im Fokus der Geschichte steht August Bloom, Psychologin und Profilerin in London. Spannend, denn Leona Deakin war selbst als Profilerin für die West Yorkshire Police tätig. Ich denke da an “Achtsam morden”, dessen Autor ebenfalls, wie der Protagonist, Anwalt ist. Oder an den Podcast stern Crime Spurensuche, bei dem Spezialisten aus den verschiedensten Bereichen der Kriminalistik von ihren Fällen erzählen. Die persönlichen Erfahrungen der Autorin im Spezialgebiet der Protagonistin sind der Geschichte sicherlich zuträglich, so meine Hoffnung.
Wähle jemanden, den du kennst, und ruiniere ihn.
(Klappentext)
Als ihr Kollege Jameson, ein ehemaliger Mitarbeiter des Geheimdienstes, Dr. Augusta Bloom von einem Vermisstenfall aus seinem näheren Bekanntenkreis berichtet, ist ihre Neugier schnell geweckt. Eine Frau ist von heute auf morgen verschwunden. Nichts deutet auf Fremdeinwirkung hin und einen Abschiedsbrief gibt es nicht. Einzig eine merkwürdige Geburtstagskarte, die die Vermisste auffordert zu spielen. Schnell finden sich ähnliche Fälle. Was steckt dahinter? Wieso verschwinden diese Menschen einfach, nachdem sie diese Karte bekommen haben? Scheinbar kennen sie sich nicht und stammen aus verschiedenen Orten. Aber es muss eine Gemeinsamkeit geben.
Parallel wird die Geschichte der jungen Seraphina erzählt, die nach dem durch sie verschuldeten Tot des Hausmeisters ihrer Schule zu Dr. Augusta Bloom kommt. Die Psychologin soll der Frage auf den Grund gehen, ob es Notwehr war oder ob Seraphina den Mann kaltblütig ermordet hat.
Ich glaube, ich nehme nicht zu viel vorweg, wenn ich sage, dass es in diesem Buch um Psychopathie geht. Immerhin ist es ein Psychothriller. Ich finde die verschiedenen Blickwinkel auf das Thema sehr spannend: zum einen die Gedankengänge des Psychopathen, als auch die Betrachtung von außen durch eine Psychologin. Der Fall selbst ist spannend, wenn auch vielleicht nicht ganz so makaber und schockierend wie in manch anderen Thrillern. Wer gern von grausamen, “fantasievollen” Morden liest, ist hier falsch. Stattdessen geht es hier mehr um den Nervenkitzel der Jagd. Ich habe das Buch sehr gern gelesen und direkt nachgesehen, wann der zweite Teil erscheint. Leider muss ich mich wohl noch ein wenig gedulden. Die englischsprachige Fortsetzung erscheint im Herbst und für den deutschen Release ist noch kein Datum festgesetzt.
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Der Fall Alice im Wunderland von Guillermo Martínez
Dieses Buch habe ich von meinem Mann geschenkt bekommen. Er las einen Artikel im Spiegel darüber und dachte sich, das Buch könnte etwas für mich sein. Alice im Wunderland ist zwar weder mein Lieblingsfilm noch mein Lieblingsbuch, es ist aber eine abgedrehte Welt, die sich sicherlich sehr kreativ mit Mord und Totschlag verknüpfen lässt. Der Autor Guillermo Martínez wird vom Buenos Aires Herald außerdem als “einer der intelligentesten und raffiniertesten Schriftsteller seiner Generation und Zeit” beschrieben.
Grausam und makaber – eine Mordserie, inspiriert von den Motiven aus »Alice im Wunderland«
(Klappentext)
Als die Doktorandin Kristen Hill bei Recherchen auf einen Zettel stößt, der den Inhalt einiger fehlender Seiten des Tagebuchs von Lewis Carroll zusammenfasst, kann sie es kaum fassen. Es ist nur ein Satz, aber er eröffnet einen neuen Blickwinkel auf das große Rätsel, welches Lewis Carroll umgibt: war der weltbekannte Autor von Alice im Wunderland pädophil? Vertrauensvoll wendet sie sich an ihren ehemaligen Doktorvater Professor Seldom. Dieser ist Mitglied der Lewis-Carroll-Bruderschaft in Oxford. Nachdem die Echtheit des Schriftstückes bestätigt wird, beschließen sie, es den übrigen Mitgliedern der Bruderschaft im Rahmen einer Sondersitzung zu präsentieren. Doch ehe es dazu kommt, verunglückt Kristen. Aber war es wirklich nur ein Unfall? Hat das Foto eines kleinen Mädchens, welches einen Tag zuvor in ihrem Postfach hinterlegt wurde, etwas damit zu tun?
Der Fall Alice im Wunderland ist der zweite Teil einer Reihe, lässt sich aber problemlos eigenständig lesen. Ein argentinischer Student, dessen Name stets nur mit G. abgekürzt wird, führt den Leser in der Ich-Perspektive durch die Geschichte. Was den Erzählstil betrifft, so empfand ich ihn an manchen Stellen als unnötig verkompliziert. So wird eine kurze Begegnung mit einer jungen Frau, die offenkundig eifersüchtig ist, nicht einfach als solche abgetan, sondern gleich zu einer Lektion über Moral und dem “Prinzip der sexuellen Ökonomie nach Wilhelm Reich”. Von der “Delta-Distribution zwischen zwei unendlichen Nullen” und einer “Multiplikation der Liebe” ist in diesem Zusammenhang die Rede. Überhaupt wird häufig Bezug auf mathematische Thesen genommen, was für jemanden wie mich, der Mathematik nicht studiert hat, nicht immer ganz nachvollziehbar ist. Dadurch wirkte der Text auf mich hier und da etwas zäh; zumal diese Ausführungen häufig auch nicht dazu beitragen, die Geschichte voranzutreiben und somit nicht nötig gewesen wären.
Ein für mich besonders spannender Aspekt dieses Buchen sind die vielen Parallelen zur realen Person Lewis Carroll. Während des Lesens hatte ich stets mein Handy parat und habe immer wieder nach Eckdaten aus Carrolls Leben und seinen Fotographien gesucht. Im Laufe seines Lebens suchte Carroll stets die Nähe zu kleinen Mädchen, meistens im Alter zwischen 6 und 12. Er verbrachte viel Zeit mit ihnen, bevorzugt ohne die Anwesenheit der Eltern oder Kindermädchen. So entstanden auch, meist mit dem Einverständnis der Eltern, eine Reihe von Fotos, die Carroll von den Kindern anfertigte. Eines der bekanntesten ist das der damals 6jährigen Alice Liddell als Bettlerin. Sie gilt als eine der Lieblinge Carrolls und als die Alice, der Alice im Wunderland gewidmet ist.
Aber zurück zum eigentlichen Buch. Auf Grund des Klappentextes – grausam, makaber, Mordserie – ging ich von einem packenden Thriller und “kreativen”, ungewöhnlichen Mordfällen aus. Hier kommen wir zu dem Punkt, an dem ich den Unterschied zwischen einem Krimi und einem Thriller recherchierte. Vorn auf dem Buch steht nämlich “Kriminalroman” und dies ist Der Fall Alice im Wunderland auch. Das Rätsel steht im Fokus und die “grausame, makabere Mordeserie” lässt auf sich warten. Klar, im Laufe der Geschichte sterben Menschen. Ich muss aber sagen, dass ich anhand des Klappentextes mit etwas anderem gerechnet habe. Dies lässt sich leider schwer ausführen ohne dabei zu viel vom Inhalt der Geschichte zu verraten. Deshalb nur so viel: das Buch ist ein interessanter Krimi mit jeder Menge spannender Einblicke in das Leben von Lewis Carroll, nicht aber ein blutiger, packender Thriller.
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