Der Herbst ist da und die Erkältungszeit beginnt. Die Nase läuft, das Atmen fällt schwerer, man fühlt sich angeschlagen, die Nasennebenhöhlen schmerzen – so manch einer hat das Gefühl gerade ständig erkältet zu sein. Dabei kann auch etwas ganz anderes dahinter stecken.
Allergien gibt es nicht nur im Frühjahr. Zwar haben viele Blütenpollen im Herbst Pause, dafür haben aktuell jedoch einige Gräser Saison, allen voran Beifuß und Ambrosia. Und nicht nur Pollen – auch Schimmelpilze und Hausstaubmilben können Allergikern die goldene Jahreszeit vermiesen.
Bisher nie eine Allergie bemerkt zu haben ist kein Garant dafür, dass man keine hat. Allergien können sich im Laufe des Lebens entwickeln. Für gewöhnlich ist man schon einige Male mit dem allergenen Stoff in Berührung gekommen, manchmal über Jahre, ehe sich die ersten Symptome zeigen. Aber was passiert da eigentlich im Körper?
Wie entsteht eine Allergie?
Eine Allergie ist eine Abwehrreaktion des Immunsystems. Dieses ist dazu da, uns vor schädlichen Viren, Pilzen, Parasiten und Bakterien zu schützen. Bei einer Allergie hält das Immunsystem einen eigentlich harmlosen Stoff, das Allergen, für gefährlich und produziert Antikörper, die sich auf das Allergen spezialisiert haben. Dies nennt man Sensibilisierung.
Stoßen die Antikörper auf das entsprechende Allergen, können sie dafür sorgen, dass verschiedene Abwehrstoffe freigesetzt werden. Eines der bekanntesten im Zusammenhang mit Allergien ist das Hormon Histamin, welches unter anderem in der Lage ist, die Blutgefäße zu erweitern und so lokal die Blutzufuhr zu steigern. Dadurch kommen weiße Blutkörperchen und andere Stoffe, die zu Hilfe gerufen werden, schneller zum Einsatzort, um dort die vermeintlich schädlichen Eindringlinge abzubauen. Dabei kann es zu unangenehmen Symptomen in Nase, Lunge, Hals, Ohren, Magen oder auf der Haut kommen. Je nach Ausprägung der Allergie.
Allerdings gibt es auch Menschen, die sensibilisiert sind, also Antikörper im Körper haben, und die dennoch bei Kontakt mit dem entsprechenden Allergen keine Symptome zeigen. Woran genau das liegt, ist noch unklar.
Stoffe, auf die Menschen besonders häufig reagieren, sind beispielsweise Tierhaare, Pollen, Hausstaubmilben, Schimmelpilze, Nickel oder auch bestimmte Lebensmittel wie etwa Milch, Schalentiere oder Erdnüsse. Bei Letzterem spricht man auch von einer Lebensmittelunverträglichkeit. Solche Unverträglichkeiten machen sich in den meisten Fällen durch Probleme in Magen und Darm bemerkbar. Eine Nickelallergie hingegen zeigt sich primär durch Rötungen, Schwellungen und Juckreiz an der Kontaktfläche. Worum es jedoch heute gehen soll, sind Atemwegsallergien, die leicht mit einer Erkältung verwechselt werden können.
Erkältung oder Allergie?
Wer sehr unter den Symptomen einer Allergie leidet, weiß in der Regel, dass er allergisch auf etwas ist. Was aber, wenn die Symptome neu sind und denen einer klassischen Erkältung ähneln? Bei Schnupfen denken viele gerade im Herbst und Winter nicht daran, dass sie auch andere Ursachen haben könnten. Auch Symptome wie Juckreiz werden schnell mal auf die trockene Heizungsluft geschoben, obwohl sich dahinter ebenfalls eine allergische Reaktion verbergen könnte.
Im Herbst sind nicht nur Gräserpollen unterwegs, auch Schimmelpilze haben dank des nassen Laubes Hochsaison. Hausstaubmilben haben es vermeintlich nicht mehr ganz so leicht, wenn es kühler wird. Heutzutage wird jedoch in den meisten Haushalten gut geheizt. Wird dann bei kaltem Wetter auch noch seltener gelüftet und steigt die Luftfeuchtigkeit in den Räumen, haben Hausstaubmilben leichtes Spiel.
Hat man also im Herbst und Winter das Gefühl, ständig zu kränkeln, könnte es sich lohnen, mal genauer hinzusehen und zum Beispiel ein Symptom-Tagebuch zu führen. Treten die Symptome ständig auf oder nur in bestimmten Situationen bzw. an bestimmten Orten? Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen sind bei Atemwegsallergien eher selten und passen eher zu einer Erkältung. Juckende Augen hingegen sind kein typisches Symptom für eine Erkältung und können auf eine Allergie hindeuten.
Hausstaubmilben-Allergiker leiden zudem häufig unter Schlafstörungen, die dafür sorgen, dass sie sich den ganzen Tag über erschöpft und gestresst fühlen.
Der Symptom-Checker von Klarify.me hilft dabei, Symptome im Bereich der Atemwege zu deuten. Darüber gibt es dort jede Menge Informationen rund um das Thema Allergien allgemein. Ein Allergietest für zuhause kann ebenfalls Aufschluss darüber geben, ob man allergisch auf einen bestimmten Stoff reagiert. Spätestens, wenn dieser positiv ausfällt, ist es jedoch nötig, einen Facharzt aufzusuchen.
Allergisch – und nun?
Hat der Facharzt eine Allergie festgestellt, wird er gemeinsam mit dem Patienten das weitere Vorgehen besprechen. Dieses ist abhängig von der Art und der Intensität der Allergie. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Symptome zu lindern, etwa durch Antihistaminika, die die Histamin-Freisetzung blockieren, entzündungshemmendes Kortison oder Hyposensibilisierung, bei der dem Körper absichtlich die Allergene zugeführt werden, auf die er empfindlich reagiert, um ihn zu desensibilisieren.
Falls das möglich ist, sollte der Kontakt zu den Allergenen jedoch am besten vermieden werden. So sollte, wer empfindlich auf Schimmelpilze reagiert, den Kontakt zu Laub meiden. Hausstauballergiker setzen auf ausgiebiges, regelmäßiges Lüften, waschen ihre Bettwäsche häufiger und verzichten vor allem im Schlafzimmer möglichst auf Oberflächen, auf denen sich Staub ansammelt, etwa auf Bücherregale und Teppiche. Gegen den Kontakt mit Pollen kann man, wenn sie gerade Saison haben, leider nicht ganz so viel ausrichten. Hier hilft es nur, betroffene Gebiete zu meiden und, bei sehr ausgeprägten Allergien, täglich die Kleidung zu wechseln und die Haare zu waschen. Eine App kann helfen, herauszufinden, welche Pollen gerade in der Umgebung unterwegs sind.
